Dieses vielfältige Liedprogramm wurde von Jelena Dojčinović mit dem Wunsch, auf ihrer bosnisch-serbo-kroatischen Muttersprache zu singen, ins Leben gerufen.
Mit der slowenischen Pianistin Ursa Strekelj ist eine Partnerin mit ebenbürtigem Temperament und Gefühl für den balkanischen Melos dazugekommen.
Die Sprache des Herzens ist die, welche einem am natürlichsten kommt; wo die Seele von der ersten Sekunde an mitschwingt.
Gleichzeitig ist es die Sprache der Versöhnung statt Verfeindung, welche Gemeinsamkeiten betont und Unterschiede feiert, statt zu Spalten.
So hat dieses Projekt eine sehr individuelle und gleichzeitig universelle Bedeutung für die beiden Künstlerinnen.
Zusammen durchqueren die beiden Musikerinnen klassische Literatur der Südslawischen Region, von ganz unbekannten Kunstliedern bis zu klassischen Bearbeitungen ganz bekannter Melodien wie Sevdalinke, Kolo, Walzer und Polkas.
Mit Werken von hier grösstenteils unbekannten klassischen Komponist*innen wie Dora Pejačević, Milan Prebanda, Vlado Milošević, Benjamin Ipavec, Anton Lajovic, Zorko Prelovec, Josip Pavčič, Kamilo Mašek, etc.
Ob man selbst diese Sprache(n) spricht und Musik kennt, oder Fan vom Balkan und seinem vielfältigen Kolorit, oder einfach offen für Neuentdeckungen ist: Dieses Programm begeistert alle!
Ursprünglich aus Slowenien stammende Pianistin Urška Štrekelj schloss 2021 ihr Studium in Master
Pädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste in der Klasse von Prof. Eckart Heiligers mit Auszeichnung ab. 2019 erwarb sie an derselben Hochschule in der Klasse von Prof. Karl-Andreas
Kolly ihren Master Performance. Zusätzlich zu ihrem Studium besucht Urška Štrekelj regelmässig
Meisterkurse bei renommierten Pädagogen.
Die Preisträgerin des Zois-Stipendiums, der Stiftung Vontobel und der Fondation Beyeler ist
überzeugt, dass ihr Ziel, eine Musikerin der Breite und des Erfahrungsreichtums in verschiedenen
Bereichen zu sein, eine wichtige Triebfeder in ihrem Leben als Künstlerin ist.

Seit ich mit dem klassischen Gesang begonnen habe, hatte ich den Wunsch, in meiner Muttersprache zu singen. Geboren in der Schweiz, mit serbischen Eltern aus Bosnien, fühlte ich mich oft verloren zwischen diesen Identitäten. Zugleich fühle ich mich, wenn ich Bosnisch-Serbo-Kroatisch spreche, mit meinem Herzen verbunden und ein Teil von mir gewinnt Platz, um sich auszudrücken. Durch dieses Album, zusammen mit dem Pianisten Jean-Philippe Clerc, ging ich auf diese ganz persönliche Entdeckungsreise:
Das Album beginnt mit Kindergedichten von Zmaj Jovan Jovanović, den ich als Kind oft rezitierte, vertont von Pianistin und romantischer Komponistin Dora Pejačević.

Milan Prebanda, ein Kroate aus Sarajevo, kam natürlicherweise mit einer Vielfalt an Kulturen in Berührung. In diesem Zyklus, welchen ich zusammengestellt habe, hören wir verschiedenste Inspirationen der gesamten südslawischen Region.
Djevojka i momak (Das Mädchen und der Junge) und Oj jabuko (Oh, Apfel) haben einen folkloren Klang, mit rhythmischen Teilen welche an das lebhafte, oft in Serbien getanzte Kolo erinnern. Crn Oblače (Schwarze Wolke) ruft die Sevdalinke hervor, die wunderschöne Liebeslyrik aus Bosnien voller Melancholie und Leiden. Das Stück Zapjevala bulbul ptica (Die Nachtigall sang) von Vlado Milošević ist ebenfalls eine Adaptation eines dieser traditionellen Lieder. Die anderen zwei Stücke dieses Komponisten, welcher aus meiner Stadt Banja Luka ist, haben einen moderneren und mysteriösen Klang. Für Otvori u noć vrata (Öffne nachts die Tür), ursprünglich für ein Streichquartett komponiert, hat Jean-Philippe Clerc eine pianistische Realisation geschrieben.

Majko, majčice (Mutter, Mütterchen), von Jakov Gotovac, die einzige Opernarie dieses Programms, zeigt seine Liebe für die gesamte Musik des Balkans.
Während dem Erkunden dieser Stücke wurde mir einmal mehr klar, dass “Nationen” und “Ethnien” sehr willkürliche Konstrukte sind, da verschiedene kulturelle Traditionen sich stetig transformieren, austauschen und vermischen.
Leider sagen viele Menschen in Ex-Jugoslawien, welche sich eigentlich verständigen könnten, dass sie komplett verschiedene Sprachen sprechen. Ich möchte diese Menschen dazu ermutigen, mehr auf unsere Gemeinsamkeiten als unsere Unterschiede zu schauen. Das ist die zweite Bedeutung dieses Albumtitels:
Hören wir auf mit der Sprache des Nationalismus und der Spaltung!
Jeder wird verstehen, was ich singe und wird, hoffe ich, berührt sein.
Sprechen wir die Sprache des Herzens.