Album - Jezik Srca
Seit ich mit dem klassischen Gesang begonnen habe, hatte ich den Wunsch, in meiner Muttersprache zu singen. Geboren in der Schweiz, mit serbischen Eltern aus Bosnien, fühlte ich mich oft verloren zwischen diesen Identitäten. Zugleich fühle ich mich, wenn ich Bosnisch-Serbo-Kroatisch spreche, mit meinem Herzen verbunden und ein Teil von mir gewinnt Platz, um sich auszudrücken. Durch dieses Album, zusammen mit dem Pianisten Jean-Philippe Clerc, ging ich auf diese ganz persönliche Entdeckungsreise:
Das Album beginnt mit Kindergedichten von Zmaj Jovan Jovanović, den ich als Kind oft rezitierte, vertont von Pianistin und romantischer Komponistin Dora Pejačević.
Milan Prebanda, ein Kroate aus Sarajevo, kam natürlicherweise mit einer Vielfalt an Kulturen in Berührung. In diesem Zyklus, welchen ich zusammengestellt habe, hören wir verschiedenste Inspirationen der gesamten südslawischen Region.
Djevojka i momak (Das Mädchen und der Junge) und Oj jabuko (Oh, Apfel) haben einen folkloren Klang, mit rhythmischen Teilen welche an das lebhafte, oft in Serbien getanzte Kolo erinnern. Crn Oblače (Schwarze Wolke) ruft die Sevdalinke hervor, die wunderschöne Liebeslyrik aus Bosnien voller Melancholie und Leiden. Das Stück Zapjevala bulbul ptica (Die Nachtigall sang) von Vlado Milošević ist ebenfalls eine Adaptation eines dieser traditionellen Lieder. Die anderen zwei Stücke dieses Komponisten, welcher aus meiner Stadt Banja Luka ist, haben einen moderneren und mysteriösen Klang. Für Otvori u noć vrata (Öffne nachts die Tür), ursprünglich für ein Streichquartett komponiert, hat Jean-Philippe Clerc eine pianistische Realisation geschrieben.
Majko, majčice (Mutter, Mütterchen), von Jakov Gotovac, die einzige Opernarie dieses Programms, zeigt seine Liebe für die gesamte Musik des Balkans.
Während dem Erkunden dieser Stücke wurde mir einmal mehr klar, dass “Nationen” und “Ethnien” sehr willkürliche Konstrukte sind, da verschiedene kulturelle Traditionen sich stetig transformieren, austauschen und vermischen.
Leider sagen viele Menschen in Ex-Jugoslawien, welche sich eigentlich verständigen könnten, dass sie komplett verschiedene Sprachen sprechen. Ich möchte diese Menschen dazu ermutigen, mehr auf unsere Gemeinsamkeiten als unsere Unterschiede zu schauen. Das ist die zweite Bedeutung dieses Albumtitels:
Hören wir auf mit der Sprache des Nationalismus und der Spaltung!
Jeder wird verstehen, was ich singe und wird, hoffe ich, berührt sein.
Sprechen wir die Sprache des Herzens.